1010 – ANATTA
Der international bekannte Künstler 1010 (tenten) lässt mit seinen seriell und konzeptionell angelegten Arbeiten illusionäre Räume entstehen. Seine Kunst geht den Strukturen unserer alltäglichen Wahrnehmung auf den Grund: Wie sehr können wir uns auf unsere Wahrnehmung verlassen? Inwieweit ist sie Produkt von Erfahrungen, zufälligen Reizen oder unseren Vorstellungskräften?
Sein neuestes Wandgemälde „Anatta” ist Teil der kreativen Umnutzung des Weltkriegsbunkers in Hamburg-Altona. Die großflächige Malerei auf der Außenfassade des Bunkers stellt in zweierlei Hinsicht eine Premiere dar: Zum einen ist sie das erste Mural, das in jenem ineinandergreifenden Stil gemalt wurde, und zum anderen ist sie die erste Fassadenarbeit, die 1010 einen Titel gegeben hat. „Anatta” ist ein Schlüsselbegriff der buddhistischen Lehre und bedeutet übersetzt „Nicht-Selbst” oder „Nicht-Ich”. Das, was wir gemeinhin also als „Selbst” definieren, wird in diesem Sinne vielmehr als ein Konglomerat aus sich stetig verändernden physischen wie psychischen Bestandteilen verstanden. Die Lehre von „Anatta” versucht also dazu zu ermutigen, sich von der Vorstellung eines festen Wesenskerns zu lösen.
Mit Blick auf die kreative Umnutzung des Bunkers lässt die Arbeit „Anatta” weitere Anknüpfungspunkte und Assoziationen zu. So könnte sie neben des sich immer verändernden „Selbst” auch sinnbildlich für die sich fortwährend wandelnde Welt im Allgemeinen stehen. Die sich scheinbar fließend ausbreitenden Farbebenen könnten ebenso als Klimakarte, als kulturelle Begegnungsräume oder als Energiequelle (im konkreten und im übertragenen Sinne) verstanden werden.
Organisiert und realisiert wurde das Projekt von der Affenfaust Galerie in Zusammenarbeit mit dem Verein KEBAP (KulturEnergieBunkerAltonaProjekt), der sich dafür einsetzt, den Bunker zu einem Kulturzentrum samt alternativer Energieversorgung zu machen.
Kebap e.V.
Schomburgstraße, Altona-Altstadt
August 2021