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Sebastian Kuban

Sebastian Kuban hat an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg studiert und lebt und arbeitet heute als freischaffender Maler in Konstanz am Bodensee. Er entwickelt seine Bilder im Skizzenprozess aus verschiedenen Fragmenten. Daraus entstehen dann Konglomerate aus Zeitgeist und Zeitgeschehen, Subkultur, Mode, Videogames und Popkultur im Allgemeinen. Formal betrachtet, mit einer auf den ersten Blick vielleicht ungelenk oder gar naiv erscheinenden Malweise, erinnern die Bilder von Sebastian Kuban an Kunstwerke der Art brut. Der vom französischen Künstler Jean Dubuffet geprägte Begriff beschreibt eine im Rohzustand befindliche, intuitive Kunst von meist autodidaktischen Kunstschaffenden abseits der Akademien, die sich jenseits der Diskurse bestimmter Kunstströmungen bewegt. Ganz so intuitiv, wie der Begriff der Art brut das vorsieht, geht Sebastian Kuban jedoch nicht vor - seine Bilder sind kalkulierter als sie zunächst erscheinen und spielen mit ihrer vermeintlichen Leichtigkeit ein doppeltes Spiel. Im Kunstmagazin Art wurde vor Kurzem eine ‚zeitgenössische Renaissance der naiven Malerei‘ konstatiert, und dass junge Kunstschaffende wie auch Sebastian Kuban vermehrt ihren kulturellen Hintergrund als Inspirationsquelle und Sujet benutzen. Popkultur und zeitgenössische Kulturphänomene spiegeln dabei in satten und knalligen Farben das digitale Zeitalter wider, das Anthropozän und uns Menschen des Spätkapitalismus mit all ihren Facetten und ihrer Absurdität. Derart gesellschaftskritische Tendenzen sind der Kunstgeschichte nicht unbekannt. In den frühen 80er-Jahren fertigten in Deutschland die sogenannten Neuen Wilden neoexpressionistische, heftige und kräftige Bilder, die den minimalistischen, rationalen und intellektuellen Strömungen der avantgardistischen Moderne den Rücken kehren sollten. In Frankreich und Italien gab es verwandte Tendenzen. Es wurde zunehmend wieder figurativ gemalt. Subkulturelle Bildelemente und Alltagskultur wurden mit tradierter Ikonografie zu ironischen, gesellschaftskritischen oder politischen Bildern verwoben. Eines der berühmtesten Beispiele aus Amerika aus den 80er-Jahren ist Jean-Michel Basquiat, der als erster afroamerikanischer Künstler die zeitgenössische weisse Kunstszene mit seinem unkonventionellen Stil aufmischte und in seinen Bildern Subkultur, Hiphop, Rassismus und andere zeitgenössisch relevanten Themen integrierte. Die Bilder von Sebastian Kuban funktionieren ganz ähnlich. Es wird ein verstricktes und vielschichtiges Netz aus Zitaten und Verweisen gesponnen. Zeichen und Sym- bole aus Referenzsystemen wie Religion, Mythologie, Typografie, Alltagskultur oder Mode werden zu cartoonartigen, verspiel- ten und überfarbigen Bildern kombiniert. Maßgebliche Strategie ist die Übersetzung von kulturell codierter Ikonografie in pop- kulturelle Umgangssprache. Die moderne Welt, Subkulturen und ihre Codes und Bildtechniken - wie zum Beispiel Illustrationen, Tags und Graffiti oder Tattoos - werden in das alte Bildmedium der Tafelmalerei transferiert und integriert. Die vielfältigen Bezugssysteme beweisen, dass die Bilder eigentlich nur oberflächlich betrachtet naiv oder brut erscheinen. Hinter dieser kräftigen, lauten Farbigkeit verbirgt sich ein bitterer Ernst, eine überspitzte Doppel- deutigkeit oder ein Beigeschmack, der alles andere als naiv ist. Die vordergründige Naivität der Bilder steht dann im Konflikt zu ihren gesellschaftskritischen Untertönen. Die Diskrepanz zwischen der selbstbewuss- ten Impulsivität einerseits und der Schwere der Symbolik andererseits zieht einen dop- pelten Boden und zusätzliche Sinnebenen in die Wirkungsweise der Bilder ein. Text: Nina Maier (Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaftlerinwissenschaftliche Assistentin im Kunstmuseum Thurgau)
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Anfrage: Sebastian Kuban - Paradise

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