



Daniel Hörner
Hundert Dosen Bier gegen die Einsamkeit. Das Sediment von Spaziergängen und Sommererzählungen, festgesetzt in Aluminium; romantischesReminiszieren in Form gegossen. Ein wohlbekannter Gegenstand wird zum klobigen Stellvertreter leichtfüßiger Tage, rough to the touch, weich für die Seele. Nach flatness im delirium (2022) und filled in (2023) kommt pure reservoir: In Daniel Hörners zweiter Solo Show bei Nina Mielcarczyk geht es um Erinnerungen, eingekocht und abgegossen, angedeutet und eingeritzt. Ein Speicher von Andenken, ein Behälter für Assoziationen, ein Reservoir. Wenn du ein Raum wärst, welche Farbe hättest du? In Hörners gemalten Streifenbildern werden Wohn- zimmer im Vorübergehen zu wohligen Stimmungen, und der romantisierende Blick hinter die vergilbten Rollos aus Urlaubserinnerungen zu horizontal gegliederten Pastellverläufen. Die sortierten Farbfelder: das softeste Stakkato. Wortwörtlich, denn das Wachs trocknet nie ganz. In gestreiftem Flimmern fängt Hörner die lauen Temperaturen des Wohnens wachsfarben ein. Eine Serie wie eine fragmentarische Fassade aus Ideen, flirrend und bunt. Gegenüber den unordentlich aufgeräumten Farbverläufen dann auf alleinstehenden Leinwänden krummgefaltete Linienreihen, bedenkenlos geometrisch. Daneben stehen springende Raster, die Felder ausgekreuzt und ausschraffiert, die Linen gestaucht und gestreckt, ein Schachspiel was aufhört, sobald man angefangen hat, ungleiche Chancen ohne Zugzwang, alle sind matt und niemanden juckt’s. Die Farbe der Malereien, eingekocht aus Wachs, Pigment und Vaseline – die Essenz bleibt übrig – ist als dicke Schicht auf die Leinwand aufgetragen. Darauf Kugelschreiberkerben im immerfeuchten Wachs, Hörners Arbeiten sind Augenblick und Andenken zugleich. pure reservoir ist ein Erinnerungsspeicher, ein Schwelgen an die Wärme italienische Erdgeschosswohnungen, an das verblichene Gelb der Fensterläden, die sie vor Blicken nicht ganz beschützen, und an das Reichtum von billigem Dosenbier, wenn man es teilt. Eine romantisierende Ausformulierung flüchtiger Gedanken, eine liebevolle Aufforderung, hinter Rollläden die eigenen Andenken zu finden. Take a trip to the reservoir.
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2024
“pure reservoir”, Nina Mielcarzyck, Leipzig
“Eigelb”, Raum Lycra, Hamburg
“seen in between”, Mom art Space, Hamburg
“Sommersalon”, Galerie Herold, Kampen
2023
“Grid garden”, Raum Lycra, Hamburg
“Filled in”, Feinkunst Krüger, Hamburg
“Kunstpreis des Chateau Bleu”, Eimsbütteler Strasse 22 , Hamburg
“Fundamente”, Galerie Hyle, Hamburg
“Songs without words”, Galerie Herold, Hamburg (Duo mit Gosia Machon)
2022
“flatness im delirium”, Nina Mielcarzyck, Leipzig
“Kleine Gesellschaft für hören und sehen”, Sootbörn, Hamburg
“danger lurks in every cut”, Kunstverein, Schwerin
“Young ones – Junge Kunst in Hamburg”, Galerie Herold, Hamburg
2021
“heaps – horizons”, Sootbörn, Hamburg
“25 Jahre Sylt”, Galerie Herold, Kampen
2020
“It´s ok this way”, Tilman Kriesel Art Advisor, Schaulager, Hamburg
“In the box”, Sootbörn, Hamburg (Duo mit Simon Hehemann)
2019
“Creamy Matters”, Kunstforum Markert, Hamburg
“Druids / Drones and Defects”, Pavillon am Milchhof, Berlin
“Termine im toten Winkel”, Palais für aktuelle Kunst, Glückstadt
“The Bare Male”, Raum links rechts, Hamburg (Duo mit Christoph Wüstenhagen 02)
2018
»Butter und Honig«, Pavillon am Milchhof, Berlin
2015
»Das Fenster« Galerie 21 im Vorwerkstift, Hamburg