23.03.2019 - 20.04.2019
Three Solos
Corinna Holthusen – Alex Kiessling – Florian Eymann
Ein Blick in die Kunstgeschichte verrät, dass sich in Kunstwerken seit jeher das Schönheitsideal der jeweiligen Epochen spiegelte. Welche gesellschaftlichen Konventionen herrschten vor? Wie stellten wir uns selbst als Menschen dar? Und wer oder was war überhaupt einer “Abbildung” würdig?
Mit der sogenannten industriellen- und später der digitalen Revolution kamen zu den meist per Hand gemalten oder gezeichneten Bildern unzählige weitere hinzu. Neben der Fotografie demokratisierten neue Vervielfältigungsmedien das vorige Machtprinzip. Doch so facettenreich und individuell heutige Menschenbilder auch zu sein scheinen, so zeichnen sich oftmals in unseren medialen Realitäten schemenhafte Menschendarstellungen ab, die sich in einem einzigen beliebigen Bild zu verflüssigen scheinen.
Die Affenfaust Galerie präsentiert unter dem Titel “THREE SOLOS” drei KünstlerInnen, die heutige Formen von Portrait- und Menschendarstellungen untersuchen. Die KünstlerInnen Florian Eymann, Corinna Holthusen und Alex Kiessling nutzen und erproben dabei das Medium der Malerei und gehen Wahrnehmungsmustern, Ambivalenzen und Täuschungen auf den Grund.
Florian Eymann (*1980) lebt und arbeitet im französischen Loiret und kam als Autodidakt zur Malerei. Nachdem seine Kunst bei vielen Kunstinstitutionen in Frankreich auf großen Anklang stieß, erlebt Eymann seit Ende 2016 einen immensen, internationalen Durchbruch. Mit scharfem Blick und malerischem Können dringen seine Portraits scheinbar zum Kern der Person vor: Die vermeintlichen Gesichter der Portraitierten wirken verzerrt, teils gespenstisch oder gewaltsam deformiert. Die mit Pinsel, Spachtel und Fingern aufgetragene Ölfarbe scheint sich aus dem dunklen Bildgrund hervorzuschälen und die Gesichtsphysionomie bis hin zur Unkenntlichkeit aufzubrechen. Empfindungen und psychische Abgründe überlagern die Maskerade der klassischen Portraitmalerei. Eymanns bizarr-expressiven Figurendarstellungen und isolierte Bildräume erinnern teils an Francis Bacon, der den Betrachtern bereits seit den 1920er Jahren einen Spiegel menschlicher Zerrissenheit vorhält.
Neben Einzel- und Gruppenausstellungen in Kopenhagen, Belgien, London und New York nahm Eymann an zahlreichen Messen wie der Scope Art Fair (Miami und Basel) oder der Palm Beach Modern & Contemporary Art Fair (Miami) teil. In Deutschland ist Eymann alleinig durch die Affenfaust Galerie und das Paul Roosen Contemporary vertreten.
Die konzeptuelle Fotografin Corinna Holthusen ist für ihre ambivalenten Portraitdarstellungen bekannt, die uns einen Spiegel heutiger Schönheitsideale und damit verbundene Künstlichkeit vor Augen halten. Ihre großformatigen Körper- und Gesichtsdarstellungen, in denen der Fokus meist auf Mund und Augen gerichtet ist, werfen Fragen über Perfektion, Tod und Ewigkeit auf. Spannungsfelder zwischen Faszination und Schauder entstehen. In einem ersten Schritt fotografiert Holthusen ihre Modelle im Studio, kreiert aber durch das digitale Übereinanderlegen unterschiedlicher Physiognomien von Grund auf neue, idealisierte Fotoprint-Portraits. Die durch den komplexen Bildbearbeitungsprozess entstandenen Fotoprints bearbeitet Holthusen anschließend mit Acrylfarbe, Spraypaint oder flüssigen Leimmischungen und bricht durch das haptische Eingreifen die vorige idealisierte Glattheit ein Stück weit auf.
Corinna Holthusen lebt und arbeitet in Hamburg. Nach ihrem Kunststudium in Florenz, studierte sie Fotografie in Mailand und spezialisierte sich im Bereich der Bildbearbeitung. Holthusens Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und international ausgestellt.
Die Malereien des Künstlers Alex Kiessling flimmern; sind scharf und unscharf zugleich. Ausgehend von dem klassischen Medium des Leinwandgemäldes, schlägt Kiessling durch seine Technik und Motivik eine Brücke von der Vergangenheit zur multimedialen Gegenwart. Durch das Neben- und Übereinanderlagern von sich ähnelnden Ebenen entsteht der Eindruck als verflüssigte sich das Medium der Malerei und damit auch der einstige Repräsentationscharakter früherer Porträtgemälde. Durch seine Technik der “Sicht verhindernden Verschiebungen”, die der Künstler als „Shifts“ bezeichnet, scheinen Bild und Auge in Bewegung versetzt. Ein Innehalten, eine Fokussierung oder eine Konzentration des Blicks, wie wir es von dem Rezipieren traditioneller Malerei kennen, scheint Kiessling den Betrachtern absichtlich vorzuenthalten. Vielmehr zielt er darauf ab, uns etwas anderes vor Augen zu führen: Unsere sich im Fluss befindende Existenz.
Alex Kiessling wurde 1980 in Wien geboren und studierte Malerei an der Universität für angewandte Kunst. Neben seiner Heimatstadt war Kiessling bereits bei Ausstellungen und Messen in New York, Los Angeles, Miami, Berlin und Shanghai (u. a.) vertreten. Im Jahr 2014 waren seine Arbeiten im Österreichischen Pavillon der Dak’Art Biennale Off in Dakar zu sehen.
Text: Helene Osbahr
23.03.2019 - 20.04.2019
Die Ausstellung ist vorbei.