Thierry Furger
Thierry Furger, 1975 in der Schweiz geboren, entdeckte Ende der 80er Jahre die Welt der Graffiti und hat sich seither ihrer Erforschung verschrieben; heute lebt und arbeitet er als Künstler und Grafiker in Zürich.
Bereits über zwanzig Jahre verfolgt und dokumentiert Furger die Subkultur der Writer und ihre Erzeugnisse. 2007 präsentierte er seine Werke erstmals in einer Ausstellung. Dort entstand das Thema der «Buffed Paintings», das er seither kontinuierlich weiterentwickelt hat. Bis heute spürt er den Charakteristiken von Graffiti nach: Dazu gehören insbesondere seine Vergänglichkeit und die Ästhetik der Reinigung und Entfernung illegaler Tags und Pieces, aber auch Strategien, Techniken und Situationen des illegalen Writings.
Graffiti heisst nicht nur langjährige Übung im Umgang mit Buchstaben und Sprühdose, um einen eigenständigen Stil zu entwickeln, sondern dies auch unter widrigen Umständen, bei Zeitdruck und schlechten Lichtverhältnissen umsetzen zu können. Eine besondere Faszination liegt in der Atemlosigkeit seiner Entstehung und wird durch die Vergänglichkeit der Bilder noch verstärkt. Den Werken ist angesichts der Ordnungsbestrebungen von Seiten der Behörden und breiter Teile der Gesellschaft oft nur eine kurze Sichtbarkeit beschieden, zudem sind sie ebenso der Witterung wie konkurrierenden Sprayern ausgesetzt – Graffiti ist wesentlich ephemer.
Im öffentlichen Raum verschmilzt Graffiti mit seinem Untergrund, die Verbindung der Farbe mit den Materialien, die als Bildträger dienen, gehören zu ihrer spezifischen Ästhetik. Bei diesen beiden Aspekten setzt die Kunstpraxis von Furger an, indem er versucht, Entstehung, Vergänglichkeit und Materialität einzufangen. Für die «Buffed Paintings» werden zunächst Graffiti oder Tags auf unterschiedliche Träger gesprayt, die der Künstler anschliessend mit sogenanntem Graffitikiller reinigt. Aerosol oder Tinte, S-Bahn-Tür oder Plakatrahmen – je nach Untergrund und Farbauftrag entstehen unterschiedliche Kompositionen aus Farbwolken und Wischspuren, aus drips und Schwüngen, die unter der heterogenen Oberfläche erscheinen.
So schafft der Künstler Werke, die nicht Kalligrafie oder die technisch versierte Linienführung betonen, sondern Ausstrahlung und Ästhetik von Geschwindigkeit und Vergänglichkeit inszenieren.